Hauskirchen-Manifest für Deutschland

Buchtitel: Hauskirchen Manifest für Deutschland

Die größte religiöse Gruppe in Deutschland sind inzwischen die Atheisten, mehr als ein Drittel der Bevölkerung gehört weder einer Kirche noch einer anderen Religionsgemeinschaft an. Hat Kirche im Land der Reformation weiterhin eine Zukunft?

Kirche kann auch „anders“ funktionieren, abseits jeglicher Organisation, großer Gebäude, fester Strukturen und Mitgliedschaften. Das war schon bei den ersten Christen im Mittelmeerraum so. Keith Smith beschreibt das in seinem Büchlein als eine mögliche Zukunft christlicher Zusammenkünfte in Deutschland.

Zugegeben, ich habe eine gewisse Abwehrhaltung vor Beginn der Lektüre eingenommen. Will der Autor mir etwa meine Religionszugehörigkeit wegnehmen? Stellt er gar meinen Glauben in Frage? Die Sorgen wurden schnell zerstreut, es geht in dieser Schrift um Perspektiven für Menschen, die auf der Suche nach religiöser Erfahrung sind, aber mit der Organisationsform von Kirchen und etablierten Gemeinschaften nichts mehr anfangen können.

Der Autor hat in England, Spanien und Deutschland verschiedene Formen von Gemeinden erlebt. Er hat auf Großveranstaltungen gepredigt, die seinem Konzept widersprechen. Im direkten Vergleich sieht er Stärken und Schwächen der jeweiligen Ausrichtung.

Und dann hat er mein Herz berührt, denn er beschreibt exakt das, wonach ich schon lange eine Sehnsucht spüre. Christsein ist nicht nur für den Sonntagvormittag da, sondern will das ganze Leben umfassen. Gemeinde entsteht da, wo Menschen sich gegenseitig besuchen, gemeinsam Essen, feiern, einem Hobby nachgehen und dabei ihre Überzeugung nicht verleugnen. Warum erwarten Christen, dass Mitbürger in ihre Veranstaltungen kommen, wenn sie doch selbst nie in der Kneipe, im Fußballverein oder bei der Feuerwehr zu finden sind? Wie konnte es so weit kommen, dass Abgrenzung wichtiger ist als Gemeinschaft.

In der Veröffentlichung geht es zum Glück nicht um Schuldzuweisung oder Ursachenforschung, es geht um die Zukunft. Christen dürfen leben, feiern, den Alltag mit anderen Menschen teilen – nicht in großen kalten Gebäuden, sondern genau dort, wo sie wohnen. Einige etablierte Gläubige haben ein Problem damit, dass es dabei keine Leitung gibt. Sie wollen nicht auf Ämter verzichten, obwohl das Gleichgewicht zwischen Macht und Verantwortung selten ausgewogen ist.

Für mich persönlich ist die beschriebene Form christlicher Kleinstgemeinden attraktiv. Gleichzeitig werde ich niemandem seine liebgewonnene Organisation streitig machen. Es geht nicht um richtig oder falsch, es geht um „sowohl – als auch“. Daraus soll konsequenterweise nicht wieder eine feste Struktur entstehen. Neue Hausgemeinden dürfen meiner Meinung nach auch nicht dadurch aufgebaut werden, dass sie anderen Gemeinden die wertvollen Mitarbeiter abwerben.

Auch wenn ich nicht alle Erfahrungen des Autors teile, ist es für mich plausibel, dass die beschriebene Gemeindeform in Deutschland Potenzial hat und die klassischen Gemeinden entscheidend ergänzt.

Fazit

Das Büchlein „Hauskirchen-Manifest für Deutschland“ von Keith Smith ist eine inspirierende Beschreibung einer alternative Form christlicher Gemeinden. Nicht die Organisation, sondern die Beziehung zwischen Menschen steht im Mittelpunkt. In meinen Augen zeichnet er hier ein Modell mit Zukunft.


Bezugsquelle:

Webseite des Verlags

TitelHauskirchen-Manifest für Deutschland - Warum wir heute einfache organische Gemeinden brauchen und wie dieses funktionieren
AutorKeith Smith
ÜbersetzerManfred Mayer
ISBN978-3-936322-38-5
Veröffentlicht2009 bei GloryWorld-Medien, Bruchsal
Auflage1. Auflage 2009
FormatPaperback, 72 Seiten
Dewey-Klassifikation262.26

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