Manche Christen gehen in die Kirche, spenden für “Brot für die Welt” und unterscheiden sich ansonsten kaum von den übrigen Menschen um sie herum. Wer seinen Glauben extremer oder konsequenter lebt, wird genau beobachtet und gerne in die Sekten-Schublade gesteckt. Für andere wiederum scheint ein intensiveres Eintauchen in den christlichen Glauben nicht erstrebenswert, da es mit viel Arbeit und Verzicht assoziiert wird.
Auch nach 40 Jahren Zugehörigkeit zu einer christlichen Gemeinde hat dieses Buch für mich neue Aspekte am Glauben aufgezeigt oder vergessene Wahrheiten wieder zum Vorschein gebracht. Andrew Wommack, Prediger und Lehrer an einer theologischen Ausbildungsstätte in den USA, zeigt in 16 kurzen Kapiteln auf, wie der christliche Glaube über das übliche Maß hinaus wachsen kann. Entgegen so manchem selbsternannten Moralapostel lehrt er, dass ein Leben im Einklang mit dem Willen Gottes möglich ist. Er erklärt, dass ein Christ erkennen soll, dass er zunächst einmal alles geschenkt bekommt, was ihn als Christen auszeichnet. Alles weitere Erleben und Handeln ist die Folge seines Glaubens, nicht die Ursache.
Als Prediger einer charismatischen Gemeinde betont er in einigen Kapiteln besonders die sogenannten Geistesgaben (Prophetie, beten in fremden Sprachen, Heilung von Kranken), wie sie der Apostel Paulus in seinen Briefen beschreibt. Andere Kapitel gehen zurück bis zu den Grundlagen und Kernaussagen des christlichen Glaubens überhaupt. Wommack hat zu vielen seiner Themen eine sehr einseitige Sicht, die bei gegenteiligem Erleben den eigenen Glauben in Frage stellen würde. Man merkt aber an jeder Stelle, dass der Autor selbst vollkommen hinter seinen Aussagen steht und seinen Glauben genau so lebt. Wie in der Einleitung des Buches beschrieben, stellen die 16 kurzen Kapitel jeweils nur eine Zusammenfassung eines umfassenden Themas dar, so dass eine differenziertere Betrachtung in den umfangreicheren Büchern des Autoren zu den Einzelthemen anzunehmen ist.
Für mich persönlich ist das Buch in mehrfacher Hinsicht eine große Hilfe: Es fasst noch einmal die wichtigsten Grundlagen des christlichen Glaubens zusammen, die gelegentlich in christlichen Gemeinden hinter die eigene Morallehre zurücktreten. Es bemüht sich um eine ausgewogene Gewichtung der angesprochenen Themen, zum Beispiel ist das Gleichgewicht zwischen Gnade und Glaube Thema eines Kapitels, also das Zusammenwirken vom menschlichen Zutun und Gottes Geschenk. Darüber hinaus gibt mir das Buch ausreichend Herausforderungen, den eigenen Glauben auszuweiten und neue Aspekte zu entdecken. Beim Gespräch mit anderen Lesern dieses Buchs habe ich festgestellt, das fast jeder ein anderes Thema für wichtig oder herausfordernd hält. Das Buch enthält also genug “Ecken und Kanten”, um daran zu arbeiten und es nicht zufrieden nickend zur Seite zu legen.
Fazit: Ein Buch, was zur Reflexion über den eigenen Glauben auffordert und genug Stoff bietet, um Themen der christlichen Lehre zu vertiefen. Das Buch wendet sich an Leser, die im christlichen Glauben stehen und davon mehr erwarten, als nur den Besuch im Gottesdienst am Sonntag. Ich empfehle, für die Lektüre eine größere Zeitspanne einzuplanen. Auch der Austausch mit anderen Lesern ist hilfreich, um an der eigenen Einstellung zu wachsen und nicht einfach die Meinung des Autoren zu übernehmen. Ein gutes Arbeitsbuch für Christen.
Autor | Wommack, Andrew |
Übersetzer | Penth, Katja; Piecha, Ines |
Erschienen | Original 2010 Deutsche Ausgabe 2014 bei Andrew Wommack Ministries Germany e.V., Birkenfeld |
Auflage | 1. Auflage 2014 |
Format | Taschenbuch, 167 Seiten |
ISBN | 978-1-910273-02-9 |