Darf eine Geschichtslehrerin in ihrem Unterricht über Jesus reden? Wegen Verletzung der strengen Trennung zwischen Kirche und Staat verklagen Eltern die Lehrerin ihrer Tochter. Nicht nur in den USA stellt sich die Frage: Ist Religion wirklich eine reine Privatsache? Wie bringt man die Religionsfreiheit mit der geforderten Abgrenzung unter einen Hut?
Inhalt
Grace Wesley ist Geschichtslehrerin an einer amerikanischen High-School. Sie beantwortet die Frage einer Schülerin mit einem Bibelzitat. Brooke möchte wissen, ob die friedlichen Revolutionen von Mahatma Ghandi und Martin Luther King mit den Lehren von Jesus vergleichbar sind. Die Antwort der gläubigen Lehrerin ist bald Gegenstand einer Gerichtsverhandlung, bei der Karriere und Vermögen der Frau auf dem Spiel stehen.
Die atheistisch geprägten Eltern von Brooke möchten die Lehrerin verurteilt sehen. Sie unterstellen eine religiöse Beeinflussung ihrer Tochter. Es kommt zu einer harten Gerichtsverhandlung, bei der ein junger und unerfahrener Anwalt die Lehrerin verteidigt. Nach Auffassung von Beteiligten bildet der Prozess ein Urteil darüber, ob es Gott wirklich gibt.
Parallel zu dem Gerichtsgeschehen finden wie im vorigen Film weitere Handlungsstränge statt, die wenig bis gar nicht mit der Kerngeschichte zu tun haben. Eine Schluss-Szene nach dem Abspann deutet darauf hin, dass es eine Fortsetzung gibt. Diese ist 2018 in den USA mit dem Titel „God’s Not Dead: A Light in Darkness“ erschienen.
Bewertung
Aus meiner Sicht ist dieser Film weniger platt als der erste Teil ausgefallen. Trotzdem sind die Parteien wieder stark polarisiert, es gibt kaum gemäßigte Charaktere. Im Mittelpunkt steht diesmal die Frage, ob der christliche Glaube oder die Religion insgesamt ausschließlich Privatangelegenheit ist. Umgekehrt wird versucht, die Religionsfreiheit weitreichend zu beschneiden, indem andere Rechte höher bewertet werden.
Das Thema ist gut herausgearbeitet und die Argumente beider Seiten kommen im Film zur Sprache. Er eignet sich als Ausgangspunkt für eine Diskussion, kann sie aber nicht ersetzen, dazu ist er zu einseitig ausgerichtet. Die schauspielerischen Leistungen sind in der zweiten Ausgabe deutlich besser ausgefallen.
Persönliches
Im Film wird ausschließlich die US-amerikanische Rechtslage thematisiert, ein vergleichbares Szenario ist auch in Europa denkbar. In den USA wurde die Trennung zwischen Kirche und Staat von Thomas Jefferson um 1780 betrieben, um die Gläubigen vor dem Einfluss des Staates zu schützen – nicht umgekehrt. In Deutschland ist die Religionsfreiheit im Grundgesetz Artikel 4 verankert, ebenso im Artikel 9 der europäischen Menschenrechtskonvention. Hier gilt, dass jede Form der Religionsausübung erlaubt ist, solange sie nicht die Rechte Andere oder die öffentliche Ordnung einschränkt. In Frankreich gilt die strikte Trennung zwischen Kirche und Staat, ähnlich der im Film dargestellten Situation.
Ich bin und bleibe ein Verfechter der Religionsfreiheit im Sinne des Grundgesetzes. Ich gestehe Menschen jeglicher Religion zu, dass sie diese in unserem Land frei ausüben. Das nehme ich auch für mich in Anspruch, ich möchte meinen christlichen Glauben in jeder Situation des Lebens praktizieren. Dazu gehört für mich das Recht, mit anderen Menschen über meine Ansichten zu reden. Ich akzeptiere sofort und ohne Widerrede, wenn jemand das nicht möchte. Vorauseilenden Gehorsam halte ich in dieser Frage jedoch nicht für angebracht. In diesem Sinn kann der Film die Grundlage für eine Diskussion mit Andersdenkenden sein.
Fazit
Der Film „Gott ist nicht tot 2“ hat aus der schlechten Kritik über den Vorgänger teilweise gelernt. Die Charaktere haben etwas mehr Tiefe, das Thema ist vielschichtiger: Es verbindet die Frage des persönlichen Glaubens mit der politischen Ansicht über die Religionsausübung. Erneut gibt es Handlungsstränge, die nicht zum Hauptthema beitragen. Dieser Film regt zur Diskussion an, egal ob man die publizierte Meinung teilt. Insgesamt bewerte ich ihn mit „fast gut“.
Titel | Gott ist nicht tot 2 |
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Medium | Blue-Ray Disc |
Dauer | 121 Minuten |
Format | 21:9 reduziert auf 16:9 |
Sprache | Deutsch, Englisch |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Veröffentlichung | 2016 |
Regie | Harold Cronk |
Schauspieler | Melissa Joan Hart Jesse Metcalfe David A. R. White Ernie Hudson Hayley Orrantia |