“Eigentlich” habe ich mir das Buch beschafft, weil ich mir Inspiration erhofft habe für die Beschreibung von etwas Unbeschreiblichem. Musik ist für mich pure Emotion, während Literatur überwiegend meinen Intellekt anspricht. Musik bewegt mein Herz, das Beurteilen des Textes kommt für mich an zweiter Stelle. Mag sein, dass ich mit dieser Einstellung nicht repräsentativ bin, aber es sind für mich die Voraussetzungen, mit denen ich klar kommen muss. Um meine Erlebnisse mit verschiedenen Medien (Literatur, Musik, Film) für andere Menschen erfahrbar zu machen, habe ich vor einem Jahr begonnen, auf meinem Blog Rezensionen darüber zu schreiben. In dieser Zeit habe ich festgestellt, dass mir das Schreiben über gelesene Bücher jeglichen Genres viel leichter fällt als das Rezensieren von Filmen, mit Abstand am schwersten ist aber die Beschreibung von Musik. Pure Emotion in Worte zu fassen fällt mir unglaublich schwer.
Also habe ich mich mit diesem Buch beschäftigt, in dem der rennomierte Musikkritiker Ernst Krause eigene Rezensionen klassischer Musik gesammelt veröffentlicht hat. Die Beschreibungen sind überwiegend im Zeitraum von 1950 bis 1980 in Zeitungen abgedruckt worden. Krause scheint ein Liebhaber von Musikaufführungen mit viel Pathos zu sein, entsprechend sind auch seine Formulierungen über die beurteilten Werke und Aufführungen.
Viele seiner Aufsätze beginnt er mit einem kurzen Streifzug zur Entstehung des Werkes, bei weiteren zitiert er andere Kritiker und sucht Unterschiede in der Bewertung. Die eigentliche Beschreibung und Wertung der Aufführungen beginnt meist im zweiten Absatz. Er setzt die Aufführung in Beziehung zum Werk, zum Autor, zum Komponisten, mitunter auch zu den aktiven Musikern. Diese Herangehensweise führt zu einer Beschreibung, die mehr den Intellekt als die Seele der Musik wiedergibt. Mag sein, dass das für ein Feuilleton in Zeitungen üblich ist, für mein Empfinden wird er der Musik damit nicht vollständig gerecht.
Dafür liefert Krause jede Menge Hintergrundinformationen über den Komponisten und die Aufführenden. Diese Herangehensweise setzt eine umfangreiche Recherche voraus. Somit beschreibt der Autor nicht nur das augenblickliche Erlebnis der Musikdarbietung, sondern auch sein Wissen über Entstehung, Inhalt und historische Relevanz.
Für mich persönlich fühlt sich diese Vorgehensweise nicht richtig an, denn das Ergebnis hat meiner Meinung nach zu viel Kopf und zu wenig Herz. Trotzdem werde ich nach der Lektüre einzelner Rezensionen aus diesem Buch mit erweitertem Horizont an meine nächsten Versuche der Beschreibung von Musik herangehen.
Das Buch enthält ca. 120 Aufsätze über klassische Musik und Oper, meist zwischen 2 und 5 Seiten lang, in denen Ernst Krause Dirigenten, Orchester, Komponisten und Werke, aber vor allem konkrete Aufführungen beschreibt. Sein Hauptaugenmerk liegt auf Berlin und Dresden, da er im geteilten Deutschland im Osten lebte und schrieb. Da die Rezensionen jeweils in Zeitungen veröffentlicht wurden, gibt es zwischen den Kapiteln des Buches keinen Zusammenhang, die Reihenfolge ist nach Hauptthemen und zeitlicher Abfolge gewählt. Als Ergebnis erhält man ein gutes Nachschlagewerk über die klassische Musikszene Berlins und darüber hinaus.
Fazit: Das Buch enthält Rezensionen und Beschreibungen über Aufführungen klassischer Musik und von Opern aus der Nachkriegszeit. Anders als der Titel vermuten lässt, ist nicht der Vorgang des Schreibens, sondern dessen Ergebnis Inhalt dieses Werkes. Ein breit gefächertes Nachschlagewerk über das Wirken des Musikkritikers Ernst Krause, vom Autor selbst zusammengestellt und angeordnet. Für meine Erwartungen nur teilweise geeignet.
Titel | Schreiben über Musik Essays Kritiken Berichte |
Autor | Ernst Krause |
Erschienen | 1981 bei Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin (Ost) |
Auflage | 1. Auflage 1981 |
Format | Taschenbuch, 384 Seiten |
ISBN | keine, nur antiquarisch zu erhalten |