Kartenhaus

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht“, sagt der Volksmund. Doch es gibt auch die Sicht des Lügners. Schnell kommt eine zweite Lüge, um die erste zu stützen. Und eine Dritte, und …

Quelle

Das ist meine eigene Regel.

Was bedeutet das für mich?

Aus einer ersten Lüge wird schnell ein ganzes Lügengebäude, jeder einzelne Stein wackelt und droht einzustürzen, wenn er nicht durch einen weiteren Lügenbaustein gestützt wird. Doch irgendwann bricht das Haus zusammen. Und dann ist das Drama groß.

Es gibt Menschen, die dann ihre erste Lüge leugnen, die weiter unaufrichtig bleiben oder allen Anderen die Schuld an ihrer maroden Lage geben. Andere wiederum reagieren mit Scham, werden rot im Gesicht, fangen an zu zittern oder gar zu weinen, können selbst gar nicht glauben, dass sie sich so tief in die Unwahrheit verstrickt haben.

Ich gehöre eher zur zweiten Gruppe, und wann immer ich erleben musste, dass meine Lügen aufgeflogen sind, hätte ich mir am liebsten ein großes Loch gegraben, worin ich verschwinden kann. Und ich weiß, dass beileibe nicht jede meiner Lügen aufgeflogen ist. Doch wie kann ich solch eine schmerzhafte Situation vermeiden?

Ganz einfach: Nicht lügen! OK, so einfach ist das gar nicht in dieser Zeit, wo Wahrheit scheinbar keinen Wert mehr hat. In Zeiten von „Fake news“, Sensationspresse und unverschämter Vorteilsnahme gilt man schon als krasser Außenseiter, wenn man lieber auf eine Chance verzichtet, als sie durch eine Lüge zu erreichen.

Doch es lohnt sich, und damit komme ich zum Thema dieser Regel: Wenn ich bei der Wahrheit bleibe, muss ich mir gar nicht erst ein Lügengebäude aufbauen. Ich sage, was Sache ist, benenne mögliche Ursachen, kann Vorbehalte sachlich entkräften. Wer meine Wahrheit nicht hören will, der ist es auch nicht wert, für ihn zu lügen.

Verfolgtes Ziel

Diese Regel ermöglicht mir, mein Leben zu vereinfachen. Denn der Aufbau und Erhalt eines Lügengebäudes erfordert Kraft und Zeit. Die spare ich mir lieber.

Darüber hinaus hilft mir die Regel, meinem Ziel näher zu kommen: Ich möchte von Jesus lernen und ihm nacheifern. Das findet im Alltag seinen Anklang, und nicht nur sonntags in der Kirche.

Passt das zu meinem christlichen Glauben?

Ja, denn Lügen sind Gott zuwider. Schon im dritten Kapitel der Bibel kommt die erste Lüge vor. Der Satan in Form der Schlange verführt Eva mit einer Halb-Lüge:

hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum die Früchte essen dürft?

Die Bibel – Genesis 3,1

Gott hat alle Bäume erlaubt außer einem, doch nach der Logik der Schlange gibt es nur alles verboten oder alles erlaubt. Darauf bauen sich mehrere weitere Lügen auf.

Um dem ständigen Trieb zur Lüge vorzubeugen, hat Gott die Anweisung in die 10 Gebote aufgenommen:

sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen!

Die Bibel – Exodus 20, 16

Ja, es stimmt, die Lüge ist ein Manipulationsinstrument, das dem lebendigen Gott nicht gefällt. Er verurteilt sie. Und nicht selten bringt die Lüge stärkeres Unheil hervor, das nicht mehr nur aus Worten besteht.

Für mich oder für andere?

Diese Regel ist für mich, aber ich freue mich über jeden, der sie sich zu eigen macht.

Persönliches

Lügen erscheint im ersten Moment immer als die bessere Wahl. Allzuoft habe ich den Eindruck, eine kleine Lüge könne mir eine Menge Unheil ersparen. Die Schuld oder Verantwortung von mir weisen, das ist eine menschliche Reaktion auf die Aufdeckung eines Fehlers. Der zweite Hauptgrund für Lügen ist die Hoffnung auf einen eigenen Vorteil zu Lasten anderer.

Es ist ein hartes Stück Arbeit, sich das Lügen abzugewöhnen. Häufig bitte ich Gott um Vergebung, weil ich wieder einmal die Unwahrheit gesagt habe. Ich schäme mich dann und wünsche mir, es beim nächsten Mal besser zu machen. Gerade diese Regel hilft mir dabei, denn es ist befreiend, wenn man nicht länger eine ganze Fassade aus Lügen aufrecht halten muss. Wenn ich aus der Wahrheit einen Vorteil ziehe, dann ist das für mich ein hilfreicher Schritt, meine guten Vorsätze in die Tat umzusetzen.

Wahrheit macht frei. Auf die vermeintlichen Vorteile einer Lüge verzichte ich dabei gerne. Auch hier halte ich es mit dem Volksmund: „Ein ruhiges Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“.


Dieser Beitrag ist Teil meiner Reihe über meine eigenen Lebensregeln.

Die Bibelstellen sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002 by International Bible Society®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Bildnachweis: „House of cards“ – freigegeben unter Pixabay Licence.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert