Im letzten Jahr bin ich umgezogen. Die neue Wohnung hat nur noch 2 Zimmer und noch einmal gut 20 m² weniger als zuvor. So habe ich mich „zwangsläufig“ mit Minimalismus beschäftigt. Mit über 100 Büchern zum Aufräumen könnte ich mein verkleinertes Bücherregal füllen. Doch ich suche mir lieber gute Beispiele.
Inhalt
Einen genialen Denkanstoß hat mir der Film „My Stuff“ des Finnen Petri Luukkainen gegeben. Nachdem sein Leben in einer Krise steckt und scheinbar in keine Richtung mehr voran geht, beschließt er ein radikales Experiment: Er lagert sein komplettes bewegliches Hab und Gut in ein Selfstorage Lager aus. Der Untertitel: “Was brauchst du wirklich?”
Der Selbstversuch hat ganz einfache Regeln: Laufzeit 1 Jahr, jeden Tag nur einen Gegenstand aus dem Lager holen, keine neuen Gegenstände kaufen. Wie krass konsequent er seine eigenen Regeln einhält, sieht man zum Beginn Versuchs: Luukkainen sitzt nackt in seiner komplett leeren Wohnung. Um Punkt Mitternacht rennt er – immer noch unbekleidet – los zum Lager, nur eine Zeitung aus dem Papiercontainer dient ihm als Blickschutz. Sein erster Gegenstand: Ein Mantel. Der dient ihm in der Nacht als Bett, Decke und am Tag als Kleidung.
In den folgenden Tagen holt er einige grundlegende Gegenstände und am zehnten Tag stellt er fest, dass seine absoluten Grundbedürfnisse gedeckt sind. Ab dann geht er nicht mehr jeden Tag zum Lager, holt dafür dann jeweils einige Gegenstände, soviel er Tage angespart hat. Nach 50 Tagen spürt er keinen Mangel mehr.
Wie krass dieses Experiment sein Leben ändert, daran lässt er die Zuschauer Anteil nehmen. Aber auch daran, dass er diese Zeit ohne Hilfe von Familie und Freunden nicht durchgestanden hätte.
Bewertung
Viel mehr als gedacht, hat diese Dokumentation mich und meine Werte in Frage gestellt. Ich war perplex über meinen immer noch enormen Überfluss. Während ich noch damit kämpfe, wie viele gleichartige Kleidungsstücke ich benötige, kämpft der Filmemacher darum, wann er seine erste Unterwäsche, seine ersten Socken aus dem Lager holt.
Ob ich so ein Experiment auch durchführen würde? Nein, sicher nicht! Aber allein das Gedankenspiel zeigt mir wieder, wie viele Dinge in meinem Leben noch überflüssig sind. Und ich habe begonnen, mich von einigen Sachen zu trennen. Dabei stelle ich fest, dass es sich saugut anfühlt, loszulassen. So konnte ich auch einigen Stress bei meinem Umzug reduzieren und in gute Bahnen lenken.
Fazit
Der Film My Stuff des finnischen Filmemachers Petri Luukkainen skizziert ein wertvolles Gedankenspiel, das der Autor in seinem Leben tatsächlich umgesetzt hat. Er zeigt die psychologischen und philosophischen Werte unseres Wohlstands – im guten und im schlechten. Dabei erschafft er eine gelungene und praxisnahe Umsetzung des aktuellen Minimalismus Trends in seinem eigenen Leben. Nicht nur für Minimalisten ist dieser Film unbedingt sehenswert, er kann auch wertvolle Hinweise für Politik und das persönliche Konsumverhalten geben. Dafür gibt es von mir die volle Punktzahl: Sehr gut!
Titel | My Stuff Was brauchst du wirklich? |
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Medium | DVD |
Dauer | 80 Minuten |
Format | 16:9 |
Sprache | Finnisch Untertitel in Deutsch und Englisch |
Altersfreigabe | ab 0 Jahren |
Veröffentlichung | 2015 |
Regie | Petri Luukkainen |
Schauspieler | Petri Luukkainen |