Jona im Fisch

Im kindlichen Glauben ist alles ganz einfach: Gott ist stark, Gott kann alles. Auch meine Oma hat einen unerschütterlichen Glauben gelebt. Hört Gott wirklich Gebet? Warum handelt er dann nicht? Und überhaupt: Wie kann ein liebender Gott so viel Leid und Krieg in dieser Welt zulassen?

Der zornige Gott

Im Alten Testament kommt an vielen Stellen der Zorn Gottes zum Tragen. Er gibt den Menschen Gebote, die scheinbar niemals einzuhalten sind. Und dann straft er sie dafür, dass sie das Unmögliche nicht geschafft haben. So sehe ich die Texte bei oberflächlicher Betrachtung. Doch schon früh hat Gott immer wieder einen Ausweg geschaffen, damit die Menschen nicht dauerhaft von ihm getrennt sind. Jede Handlung gegen Gottes Willen, jede Tat, die den Menschen von der Nähe Gottes trennt, nennt die Bibel Sünde. Doch kommt an vielen Stellen zum Ausdruck, dass es Gott mehr um die Grundhaltung des Herzens geht. Daher ist er zur Vergebung bereit, wenn die Leute von ihrem falschen Weg umkehren.

Das klingt sehr fromm, doch in meinen Augen auch ungerecht. Warum ist Gott so, ich habe doch in der Sonntagsschule gelernt, dass Gott die Menschen liebt. Wo ist also Gottes Liebe?

Der liebende Gott

Schon in den ersten vier Kapiteln der Bibel zeigt sich der liebende Gott. „Gott erschafft die Welt“ lautet die Überschrift. Die Wissenschaftler und Theologen streiten sich gerne darüber, wann Gott die Welt geschaffen hat, wie lange er dafür gebraucht hat und ob sich diese Geschichte mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang bringen lässt.

Doch ich bin überzeugt, dass dort etwas ganz anderes steht: Es ist die Geschichte eines Gottes, der sich nach Gemeinschaft sehnt. Er wünscht sich ein Gegenüber, dem er liebevoll begegnen kann. Lies einmal diese vier Kapitel unter dem Blickpunkt, dass es kein Geschichtsbuch ist, sondern ein Liebesbrief. Dann klingt das plötzlich ganz anders.

Gott erschafft den Menschen aus reiner Liebe – ganz egal wie lange das nach heutiger Zeitmessung gedauert hat. Gott hat dem Menschen einen freien Willen gegeben, weil er sich nichts sehnlicher wünscht, dass der Mensch ihn ebenfalls liebt. Damit der freie Wille tatsächlich frei ist, muss er eine Wahlmöglichkeit schaffen. Nur wer die Freiheit zu einer gegenteiligen Entscheidung hat, der kann ernsthaft aus freiem Willen eine Wahl treffen. Das ist ebenfalls eine Erklärung für das Leid auf dieser Welt – wenn auch eine unbefriedigende.

Gott ist die Liebe, und die Geschichte mit Jesus, der Kreuzigung und der Auferstehung, zeigt das ganz praktisch. Und Gott liebt jeden Menschen individuell. Das ist schwer zu begreifen bei 7 oder 8 Milliarden Menschen, die derzeit auf diesem Planeten leben. Und doch will er eine persönliche Beziehung zu MIR, er will mir seine Liebe zeigen. Und das nicht nur in religiösen Dingen, Gottes Liebe wird immer praktisch.

Gott hat sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dem Tod ausgeliefert. Sollte er uns da noch etwas vorenthalten?

Die Bibel, Römer 8, 32

Also bete ich nicht nur um Gottes Liebe, sondern ganz konkret für die Gesundheit meiner Familienangehörigen, für Bewahrung auf der Autofahrt oder um eine neue Berufung.

Vorbehalte loslassen

Ja, ich habe gebetet wie noch nie zuvor. Ich habe gezweifelt und in meinem Zweifel zu Gott gesagt: „Wenn es dich wirklich gibt, dann zeig dich mir“ – und Gott hat humorvoll geantwortet, indem er mich auf ein Buch aufmerksam gemacht hat, das genau diesen Titel trägt.

Ich habe gebetet, dass Gott mich bereit macht, außergewöhnliche Wege zu gehen, wenn diese seinem Willen entsprechen. Ich war bereit, einen neuen Beruf zu lernen, falls erforderlich, oder auf große Teile meines Besitzes und Komforts zu verzichten. Doch da war noch etwas: Meine Lebenskrise in den letzten Jahren, die habe ich eindeutig auf meinen Beruf zurückgeführt. Bei aller Bereitschaft zur Veränderung habe ich im Stillen immer wieder hinzugefügt: „… aber nicht das Gleiche wie früher“. Bis ich lange Zeit später durch eine Predigt gemerkt habe, dass es Zeit ist, auch diese Vorbehalte loszulassen.

Jona

Auch Vorbehalte sind Gott nicht fremd, so gibt es im Alten Testament die Geschichte des Propheten Jona, der zu den Feinden Israels gehen sollte und ihnen das Gericht und den Untergang vorhersagen. Doch Jona wollte nicht, denn er hatte Bedenken, dass die Feinde ihre Untaten bereuen und Gott dann doch nicht straft. Das wäre ungerecht. Also ist Jona weggelaufen. Mit einem Schiff ist er Richtung Europa aufgebrochen.

Doch Gott schickt erst einen Sturm, der das Schiff in Seenot bringt, dann zieht Jona den Kürzeren und wird von der Crew über Bord geworfen. Doch damit ist die Geschichte nicht zu ende. Ein Wal verschluckt Jona und Jona überlebt drei Tage im Bauch des Fisches, bevor der ihn an Land wieder ausspuckt. Jetzt lässt Jona seine Vorbehalte fallen und geht doch dahin, wo Gottes Auftrag ihn hinführt.

Verheißungen

Gott gibt nicht immer, was ich mir wünsche, aber immer, was mir gut tut. Gott hat einen Plan für mein Leben. Doch er lässt mir meinen freien Willen. Ich darf in jede Richtung laufen, er zwingt mich nicht in seinen Plan. Doch lädt er mich durch die Bibel und durch andere Menschen immer wieder ein, nach seinem Weg zu fragen.

Und da ich glaube, dass Gott allmächtig ist, kann er mich auch von jeder Stelle in meinem Leben zurück dorthin bringen, wo ich im Einklang mit seinem Plan bin.

Ich bin jetzt nicht so ein frommer Überflieger, ich kann nicht auf dem Wasser laufen und ich habe auch noch nie Gottes Stimme als akustische Wahrnehmung gehört. Und doch sehe ich immer wieder Wegweiser, die mich sanft zu einer Korrektur meines Lebenswegs auffordern. Wenn ich ihnen folge, dann passiert immer wieder Unglaubliches, das durch „Zufall“ nicht mehr ernsthaft zu beschreiben ist.

Ich habe also Ernst gemacht und meine Vorbehalte fallen lassen. Ich habe gebetet und Gott gesagt, er darf mich senden, wohin er will – ohne Einschränkung. Nur Tage später habe ich einen Anruf bekommen mit einem Jobangebot. Ein Angebot, das mich wieder in meinen alten Beruf zurückführt, aber in einer ganz anderen Umgebung. Die Situation war für mich alles andere als entspannt, aber im Rückblick sehe ich, dass jeder Schritt und auch die lange Zeitdauer genau richtig war. Das ist großartig.

Fazit

Wenn du betest, darfst du Gott um alles bitten. Er hört dein Gebet, und manchmal gibt er dir auch direkt das, was du erbeten hast. Manchmal gibt er mehr, als du erwartet hast. Manchmal gibt er etwas anderes, als du dir gewünscht hast, aber du merkst, dass es dir viel besser gefällt. Und manchmal bringt er dich dazu, dir selbst etwas anderes zu wünschen, wenn du dich auf seine leise Stimme einlässt. Ich ermutige dich: Lass deine Vorbehalte fallen und bitte Gott um Hilfe – ohne jegliche Vorbehalte.


Die Bibelstelle ist der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002 by International Bible Society®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

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Ein Kommentar zu “Nie wieder – oder doch? Richtig verhandeln mit Gott

  1. Hiob verhandelte mit Gott. Bei Sodom und Gomrah würde Verhandelt mit Gott. Im Alten Testament kann man immer wieder lesen wie Gott manch seiner Urteile reute. Wenn also alles feststeht ,kann es keine Verhandlungen geben.Denn Verhandlungen um Zwiegesprach setzen die Möglichkeit eines Veränderbaren Ausgangs der Situation vorraus. Mir scheint das Gott alles von Ende her gesehen hat.Und welche Bedeutung hat dann der freie Wille der sich in seiner ersten Form im Paradies zeigte. Eva widersetzt sich Gott, Adam widersetzt sich Gott. Sie haben sich also frei dazu entscheiden können gegen Weisungen Gottes zu handeln. Sah Gott das vorraus und zwar vom Ende der Geschichte nach Erfüllung der Offenbarung?!
    Anders wäre es jedenfalls nicht zu erklären.Ich glaube uneingeschränkt an Gottes versprechen auch wenn ich nicht alles verstehen kann. Gott segne euch

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