mein neues Auto (2014)

Die Schwaben nennen es „heilig’s Blechle“, andere geben ihrem geliebten Gefährt zärtliche Kosenamen. Jeden Samstag wird das Prachtexemplar öffentlichkeitswirksam gewienert und poliert. Des Deutschen liebstes Kind, das Auto. Doch nicht jeder misst dem eigenen Fahrzeug den gleichen Stellenwert zu.

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Das ist meine eigene Regel.

Was bedeutet das für mich?

Ich möchte lernen, das Auto als das zu sehen, was es nüchtern betrachtet ist: ein Gebrauchsgegenstand, ein Fortbewegungsmittel. Ich möchte mein Herz nicht daran hängen. Ob mir das gelingt, zeigt sich immer dann, wenn es schlechte Nachrichten über das Fahrzeug gibt.

Da meldet sich die Werkstatt, dass die Reparatur doch viel teurer als erwartet ausfällt. Dann stellt jemand fest, dass der Hersteller bei der Abgasmessung betrogen hat und das Auto, das mir als extrem umweltfreundlich angepriesen wurde, soll auf einmal eine Dreckschleuder sein. Und später bemerke ich, dass wohl eines der Kinder mit seinem Fahrrad etwas zu dicht an meiner Fahrzeugtür vorbeigefahren ist, was sich in einem schönen langen Kratzer niedergeschlagen hat. Lässt mich das alles kalt?

Verfolgtes Ziel

Mit dieser Regel möchte ich mein Leben vereinfachen, möchte unnötigen Stress vermeiden und vor allem möchte ich mich bewusst für die richtigen Prioritäten entscheiden.

Passt das zu meinem christlichen Glauben?

Ja, obwohl natürlich an keiner Stelle in der Bibel vom Auto die Rede ist. Das war schließlich noch nicht erfunden. Doch schon im Alten Testament haben die Israeliten ihr Herz an selbst hergestellte Gegenstände gehängt. Während Mose auf dem Berg Sinai war, um das Gesetz zu empfangen, hat das Volk sich ein goldenes Kalb gegossen und dieses angebetet.

Und später rückt auch Jesus das Verhältnis zu irdischem Besitz immer wieder zurecht. Er empfiehlt, keine Schätze zu sammeln, die von Motten und Rost zerfressen werden können. Welch passende Beschreibung für ein Automobil ist das.

Vor allem aber weiß Jesus, dass es schlecht ist, sein Herz an irgendeinen Gegenstand zu hängen, denn das lenkt seine Jünger davon ab, nach dem Willen Gottes zu fragen und zu leben. Damit meint er alles, was für einen Menschen wertvoll ist:

Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um die Wünsche des anderen nicht kümmern können. Er wird sich für den einen einsetzen und den anderen vernachlässigen. Auch ihr könnt nicht gleichzeitig für Gott und das Geld leben.

die Bibel, Matthäus 6, 24

Für mich oder für andere?

Diese Regel ist für mich.

Persönliches

OK, ich habe zu meinem Auto ein recht entspanntes Verhältnis, ich freue mich, dass es sparsam und zuverlässig ist und darüber hinaus äußerst bequem. Auch habe ich mich nicht verschuldet dafür, es sieht hübsch aus und macht etwas her.

Und doch merke ich, wie es mich wurmt, dass ich plötzlich nicht mehr in manche Innenstädte damit fahren darf, weil es die neuen Umweltkriterien nicht einhält. Auch kann ich nicht leugnen, dass ich mich anfangs über den Kratzer in der Tür geärgert habe. Und wenn es dann einmal wider Erwarten schlapp macht, dann scheint die Katastrophe groß.

„Ein Auto verleiht man nicht“ – diese Aussage habe ich schon öfter gehört, und doch habe ich mich dafür entschieden, das Auto so zu versichern, dass ich es jederzeit verleihen darf. Und vereinzelt habe ich das auch schon getan. Doch auch da kann ich mich noch nicht entspannt zurücklehnen und darauf vertrauen, dass es heile zurückgebracht wird. Wie reagiere ich, wenn dann doch ein Kratzer drin ist?

Ein amerikanischer Missionar hat in einer Veranstaltung zur Motivation von jugendlichen Kurzzeit-Mitarbeitern die Prioritäten zurechtgerückt: Alles, was wir haben, kommt von Gott, dem Schöpfer. Alles was wir haben, gehört Gott und es ist uns nur geliehen, maximal für die Dauer unseres Lebens. Als er das ernst genommen hat und sein geliebtes Auto seiner Frau überlassen hat, kam sie prompt mit einer Beule wieder nach Hause. Doch er hat seine Lektion gelernt und gebetet: „Lieber Gott, schau an, was meine Frau mit DEINEM Auto gemacht hat.“ – und schon war es nicht mehr seine Sorge, was jetzt mit dem Fahrzeug geschieht.

Zugegeben, von so einer Einstellung bin ich meilenweit entfernt, doch es ist mein Ziel. Und um dieses nicht aus dem Auge zu verlieren, habe ich mir diese Regel gemacht.


Dieser Beitrag ist Teil meiner Reihe über meine eigenen Lebensregeln.

Die Bibelstellen sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002 by International Bible Society®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Bildnachweis: Foto „neues Auto“ privat. Alle Rechte vorbehalten.

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