Wartende Person

Alle warten auf den Sitzungsleiter. Die Einen trinken Kaffee, die Anderen beugen sich innigst über ihr Smartphone. Endlich, mit zehn Minuten Verspätung beginnt das Meeting. Die Konzentration ist dahin, es entsteht Zeitdruck, weil Einige schon wieder den nächsten Termin im Kopf haben. Muss das sein?

Quelle

Schon als Jugendlicher habe ich gehört, wie eine Studentin einer anderen Person diesen Vorwurf gemacht hat. Die Quelle kenne ich nicht.

Was bedeutet das für mich?

Ich kenne die Situation aus beiden Perspektiven. Wie nervig ist es doch, wenn immer die gleichen Leute zu spät zu Meetings kommen. Besonders unangenehm ist es, wenn es eine wichtige Person ist, gar der Gesprächsleiter der Runde.

Früher gab es wohl mal die Ansicht, dass man auf bedeutende Menschen immer warten muss und dass es ein Chef gar nicht nötig hat, am Ende gar auf seine Untergebenen zu warten. Höflichkeit und Respekt haben in stark hierarchischen Organisationen einen niedrigen Stellenwert.

Doch in der heutigen Arbeitskultur hat das keinen Platz mehr. Noch weniger ist dieses Verhalten in Freizeitaktivitäten angebracht, das gilt auch für Vereine und Kirchen. Niemand verdient solche Respektlosigkeit.

Verfolgtes Ziel

Ich will mir und meinen Mitmenschen das Leben vereinfachen.

Passt das zu meinem christlichen Glauben?

Nicht direkt, denn wie ich schon zuvor beschrieben habe, ist Zeitmanagement und Zeitdruck kein Kriterium, das in der Bibel eine große Rolle spielt. Doch aus der Perspektive, dass ich auf meine Mitmenschen ebenso viel Rücksicht nehme, wie ich von ihnen erwarte, gibt es die sogenannte goldene Regel:

Behandelt die Menschen stets so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Denn das ist die Botschaft des Gesetzes und der Propheten.

Die Bibel, Matthäus 7, 12

In diesem Sinne ist es eine Frage des gebotenen Respekts gegenüber meinen Mitmenschen, dass ich ihnen nicht ihre Zeit raube.

Für mich oder für andere?

Diese Regel ist für mich, aber ebenso für jeden, der mit anderen Menschen Termine macht.

Persönliches

Wenn ich in Eile bin, dann habe ich den Drang, jede freie Minute auszunutzen. Aber zu schnell passiert es, dass aus einer Minute zwei werden, und schon bin ich wieder derjenige, auf den die Anderen warten. Ich weiß, dass das nicht fair ist, denn umgekehrt nervt es mich genauso.

Um diese Regel gut und gewinnbringend umzusetzen, muss ich an meinen Umgangsformen arbeiten. Mir selbst gegenüber muss ich ehrlich sein und nicht vergessen, die mögliche Wegezeit zu einer Verabredung einzuplanen. Und dann sind da noch die ca. fünf Minuten der Höflichkeit, die ich lieber zu früh als zu spät zu einem Termin erscheine.

Als Leiter eines Treffens achte ich darauf, dass der Termin die geplante Zeit nicht überschreitet. Mein Ziel ist immer, dass ein Meeting fünf bis zehn Minuten kürzer dauert, als angekündigt. Damit ermögliche ich den Teilnehmern, entspannt einen direkten Folgetermin zu erreichen.

Um das umzusetzen, verplane ich nicht mehr als ¾ der vorgesehenen Zeit. Länger wird’s von selbst. Bei privaten Terminen verfahre ich ähnlich, nur nicht ganz so verbissen. Doch auch ein geplantes Ende von Feiern oder Gesprächsrunden ist wichtig, denn dann gilt:

Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.

-unbekannt-

So bleibt das Treffen in guter Erinnerung. Außerdem kenne ich nur zu gut das Gefühl am nächsten Morgen, wenn der Abend mal wieder viel zu lange gedauert hat.

Wenn ich zu früh zu einem Termin komme, kann ich mich fast immer irgendwie nützlich machen. Drei Handgriffe, um Ordnung zu schaffen oder benötigtes Material bereitzustellen, den Tisch zu decken oder einfach die Kinder des Gastgebers kurz abzulenken, damit dieser seine Vorbereitungen abschließen kann. Es ist so leicht, den Beginn eines Treffens zu einem entspannten Erlebnis zu machen.

Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich fünf Minuten Zugabe am Beginn eines Besuches oder eines beruflichen Meetings oft dreifach oder höher am Ende wieder auszahlen. Darüber hinaus steigt die Stimmung.

Ich möchte lernen, aus Respekt meinen Mitmenschen gegenüber diese Regel einzuhalten. Leider bin ich noch weit davon entfernt, das wirklich zu tun, aber auch diese Regel soll ein Ziel sein, nach dem ich mich ausstrecke.


Dieser Beitrag ist Teil meiner Reihe über meine eigenen Lebensregeln.

Die Bibelstellen sind der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002 by International Bible Society®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Bildnachweis: „Waiting“ Fotograf: Jan Vašek, Prag. Freigegeben unter Pixabay Licence.

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