Er ist einer der berühmtesten Hirnchirurgen weltweit: Ben Carson ist auch in Deutschland bekannt geworden, weil er die siamesischen Zwillinge Tabea und Lea getrennt hat. Keiner hält diese OP für möglich, die Gefahr ist zu groß. Carson operiert und eines der beiden Mädchen überlebt. War es das Risiko wert?
Inhalt
Ein Vorbild ist er, ein Mensch, der Dinge wagt, die zuvor undenkbar waren. Erstmals trennt er in Asien erwachsene siamesische Zwillinge, die am Kopf zusammengewachsen sind. Die jungen Frauen sind juristisch gebildet und tragen selbst das Risiko. Sie sorgen sogar dafür, dass die Operation fortgeführt wird, wenn unerwartete Komplikationen auftreten. Beide sterben. War es das Risiko wert?
Carson ist in armen Verhältnissen in Ghettos in Boston und Detroit aufgewachsen. Als Farbiger ohne Vater aufgewachsen hat er nach menschlichem Ermessen keine Chance. Und doch studiert er an der Elite-Universität Yale und wird einer der berühmtesten Mediziner weltweit. Dazu muss er immer wieder Risiken eingehen. Doch die sind harmlos im Vergleich zu den Risiken, die er als Neurochirurg eingeht. Zu ihm kommen die hoffnungslosen Fälle, bei ihm geht es immer um Leben und Tod.
Dabei hat er für sich eine einfache Methode zum Risikomanagement entwickelt, seine „Bestenfalls/Schlimmstenfalls-Analyse“. Wann immer er schwere und riskante Entscheidungen treffen muss, stellt er sich vier Fragen: Was kann bestenfalls passieren, wenn …; was kann schlimmstenfalls passieren, wenn …; was kann bestenfalls passieren, wenn nicht …; was kann schlimmstenfalls passieren, wenn nicht …
Oft sind die Antworten eindeutig, ob das Eingehen eines Risikos sinnvoll ist. Das heißt nicht, dass das Risiko geringer wird; auch nicht, dass der Handelnde keine Angst haben muss. Widerstände im eigenen Denken sind ebenso real wie die von außen.
Mit seiner Formel wendet sich Carson gegen die Vollkasko-Mentalität, die nach den USA auch in Europa um sich greift. Man will sich gegen alles absichern und meidet jegliche Risiken. Fast Food Ketten beschriften die Becher mit dem Hinweis, dass Kaffe heiß sein könnte. Berufstätige lehnen riskante Handlungen komplett ab. Schulen beenden den Anschauungsunterricht mit echten Tieren.
Nicht zuletzt ist das Bekenntnis zur eigenen Religion immer häufiger ein Risiko der Ablehnung. Carson geht viele Wagnisse ein. Dabei handelt er nicht fahrlässig, sondern stets wohlüberlegt. Nicht der Ausschluss von Risiken ist sein oberstes Ziel, sondern die genaue Abwägung von Vor- und Nachteilen. Nur so kann er Gefahren auf sich nehmen, vor denen andere sich scheuen. Viele konkrete Beispiele dazu runden das Buch ab.
Bewertung
Als ich die ersten Seiten des Buches gelesen hatte, war mein Gedanke: Der Autor ist so ein typischer Überflieger, davon gibt es sicher einige, aber das hat nichts mit meiner Lebensrealität zu tun. Das Kapitel über seine Kindheit hat mir aber die Augen geöffnet.
Sicher hat Carson Gaben und Fähigkeiten, die ihn von vielen Mitmenschen unterscheiden. Doch hat die nicht jeder – im einen oder anderen Lebensbereich? Carson hat sich gewagt, seinen Lebensweg auch gegen Widerstände zu gehen, und ist am Ende erfolgreich. Ist aber seine Methode in jeder unklaren Situation anzuwenden? Der Autor ist davon überzeugt.
Manchmal klingen seine Antworten platt und oberflächlich. Das ist die Folge der relativ einfachen Fragen. Viele Aspekte lässt er bewusst außer Acht, das ist Teil dieser Methode. Versicherungsagenten werden wegen seiner Empfehlungen vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, doch passt Carsons Einstellung nicht genau zu meinen Werten und Zielen?
Ganz sicher hilft die „Bestenfalls/Schlimmstenfalls-Analyse“ dabei, Risiken besser zu kalkulieren und anschließend eine fundierte Entscheidung zu treffen. Mut und Handlungskraft kann sie jedoch nicht ersetzen, die muss jeder selbst aufbringen.
Fazit
Der berühmte Neurochirurg Ben Carson beschreibt in seinem Buch „Das Ziel heißt leben!“ eine einfache Methode zum Risikomanagement. Er trifft wichtige Entscheidungen durch die Antwort auf vier simple Fragen. Diese Strategie ist leicht erlernbar und mit kleinem Aufwand anzuwenden, das macht sie so effektiv. Eine sehr gute Lebenshilfe von einem großen Vorbild, für jeden verständlich dargelegt.