Friede, Freude, Eierkuchen… Gott sei Dank ist die Zeit vorbei, in der Christen krampfhaft an der Illusion von einer heilen Welt festgehalten haben. Leid ist real in dieser Welt. Zweifel erschüttern den Glauben. Wunder geschehen an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit. Darf ich all diese Skepsis aussprechen, ohne dabei als „ungläubig“ abgestempelt zu sein?
Die zweite CD der Band „Könige und Priester“ bietet eine gute Mischung von ermutigenden Texten und solchen, die offen die menschliche Unvollkommenheit der Gläubigen thematisieren. Aus Religion wird plötzlich eine lebendige Beziehung zu Gott, die alle Lebenssituationen umfasst.
Es macht die Musiker sympathisch, dass sie die Höhen und Tiefen nicht verschweigen, die im Alltag real vorkommen. Dazu gehören Einsamkeit und Unsicherheit ebenso wie Freude, Wunder und Anbetung. Gott ist nicht ein Thema für den Sonntagvormittag, sondern Realität in allen Lebenslagen. Das bringen die Künstler mit jedem Song auf der CD zum Ausdruck.
Beinahe hätte ich das Album nach dem ersten Anhören wieder zurück ins Regal gestellt, denn musikalisch trifft es nicht ganz meinen Geschmack. Aber dann sind mir die Texte ans Herz gewachsen. Wie selten zuvor drücken die Liedtexte exakt das aus, was ich in meinem Leben als Christ empfinde. Die Mischung aus positiven und negativen Emotionen, Zuversicht und Zweifel beschreibt zutreffend meine Lebenssituation.
Die Sprache ist weder flach noch oberflächlich, sondern schöpft aus der Tiefe des Vokabulars, ohne dabei altbacken zu wirken. Könige und Priester beweisen, dass man mit zeitgemäßer Ausdrucksweise tiefgreifende Gedanken und Gefühle darstellen kann. Die Worte spannen die Brücke zwischen „sola scriptura“ (Die Bibel genügt) und der emotionalen Berührung durch den Heiligen Geist in einer Art, die mein Innerstes berührt.
Den Abschluss der Platte bildet ein gesprochenes Gebet. Die ganze Größe Gottes, das geheimnisvolle seines Wesens, führt zu bewundernder Anbetung. Worte können gar nicht ausdrücken, welche unerreichbare Distanz und gleichzeitig emotionale Nähe mich mit Gott verbindet. Die Aussagen des letzten Titels kommen der perfekten Beschreibung meines Staunens sehr nahe: Gott wäre nicht Gott, wenn ich ihn in meine Gedanken fassen könnte.
Fazit: Die CD „Heldenreise“ von Könige und Priester stellt mit einer Vielfalt an unterschiedlichen Texten die Spannung des christlichen Glaubens im heutigen Alltag dar. Musikalisch nicht immer perfekt, wirkt die Darbietung doch immerzu authentisch. Mündiges Christsein ist nicht weltfremd, das beweisen die Musiker mit tiefgehenden Lyrics, in denen sie nicht eine Religion, sondern die lebendige Beziehung zu Gott besingen.