Buchtitel: Ildikó von Kürthy - Neuland

Mitten in der Midlife-Crisis beschließt Ildikó von Kürthy ein Experiment: Sie möchte sich selbst neu erfinden. Mithilfe von guten Vorsätzen zum neuen Jahr und einer gehörigen Portion Mut und Wut will sie sich selbst verändern und Neues ausprobieren.

„Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand“ untertitelt sie das Buch, das in der Kategorie Sachbuch gelistet ist, aber eigentlich ein Tagebuch mit epischen Zügen ist. Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ein Jahr, in dem sie alles anders und vieles besser machen will.

Da ich mich (aus gegebenem Anlass) mit der Krise zur Lebensmitte beschäftige, die jeden Menschen mehr oder weniger betrifft, mitunter unerwartet mit voller Wucht überrumpelt, lege ich meine Bedenken beiseite und lese dieses Buch.

In angenehm lockerer Erzählweise nimmt die Autorin mich mit durch ihr unangenehmes Jahr. Sie macht Ernst mit ihren guten Vorsätzen und hält diese radikal ein. Sie ändert ihr Aussehen, kämpft gegen die überflüssigen Pfunde, versucht die Auswirkungen des Alterns aufzuhalten, wagt neue Erlebnisse und lässt alte Erinnerungen wieder aufleben.
Als Leser darf ich mich im gemütlichen Sessel zurücklehnen, während ich verfolge, wie von Kürthy sich quält, wie sie friert und hungert und voll Zweifel ist, ob Nüchternheit wirklich ein erstrebenswerter Zustand ist. Wie gut, dass sie ein Umfeld hat, das ihr die Freiheit zu diesen Experimenten lässt, eine Familie, die sie akzeptiert und eine beste Freundin, die ihr unverblümt die Wahrheit sagt.

Ganz anders als im Buch berichtet erlebe ich meine eigene Sinnkrise. Meine Voraussetzungen sind anders, als introvertierter alleinstehender Mann mit einem technischen Beruf unterscheiden sich meine Lebensumstände erheblich von denen der Autorin, aber die Grundfragen, die Zweifel, ob das jetzt alles war und den Wunsch, verpasstes nachzuholen kann ich mitfühlen. Danke für dieses offene und (hoffentlich) ehrliche Buch, ich werde sicher nicht das gleiche tun, aber einige Anregungen habe ich schon mitgenommen. Es tut gut zu wissen, dass andere Menschen ähnliche Fragen an das Leben haben wie ich selbst.

Fazit: Ein lesenswertes Buch in der Form eines Tagebuchs über ein Jahr, in dem alles anders werden sollte, das am Ende mit vielen neuen Einsichten und nicht so vielen dauerhaften Veränderungen schließt. In meinen Augen ist es eher ein autobiografischer Roman als ein Sachbuch, Ildikó von Kürthy verkneift sich Tipps an den Leser und überlässt ihm selbst, was er aus ihren Erlebnissen übernehmen und lernen will. Absolut lesenswert, mit minimalen Einschränkungen auch für Männer.

 

Titel Neuland
Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand
Autorin Ildikó von Kürthy
Erschienen 2016 bei Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
Auflage 2. Auflage 2016
Format Taschenbuch, 397 Seiten
ISBN 978-3-499-63088-0

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