Der Science-Fiction Roman “Der Schockwellenreiter” von John Brunner ist für mich gleich in mehrfacher Hinsicht hoch interessant:
Auf der einen Seite behandelt er bereits sehr früh das Thema “Informationsfreiheit”. Zum anderen ist dieser Roman in vielerlei Hinsicht geradezu prophetisch. Das im Jahr 1975 erschienene Werk beschreibt erschreckend genau die Informationstechnik der Gegenwart: Das Internet, die Heim-PCs, Laptops, Smartphones (im Buch “Kommunikator”), Schadsoftware (“Bandwurm”), die sich selbst vervielfältigt und im Netz verbreitet, Telefonhotlines und vieles mehr. Vor allem aber das Phänomen, dass der Protagonist als Computer-Hacker aus dem System aussteigt und dabei das System von innen lahmlegt.
Der eigentliche Gegenstand des Buches wiederum ist seit den Aufdeckungen durch Edward Snowden von aktueller Brisanz. Bringt das Aufdecken von geheim gehaltenen Mißständen wirklich Freiheit? Kann die Bevölkerung wirklich mit den veröffentlichten Informationen etwas anfangen? Wer erklärt die Geheimnisse und deren Auswirkungen auf den Normalbürger? Und vor allem bleibt die Frage, ob sich wirklich etwas am System ändert, oder ob wie so oft ein paar kleinere Akteure aus dem System als Sündenbock herhalten, während die Elite versucht, zu retten was zu retten bleibt – ohne Rücksicht auf Verluste.
Und zu guter Letzt: kann aus einem solchen Chaos wirklich eine neue Ordnung entstehen? Kann wirklich eine kaum wahrgenommene Parallelgesellschaft am Ende die Katastrophe abwenden?
Was der Autor nicht vorausgesehen hat, ist die Tatsache, dass heute weniger die politische Führungsklasse, sondern vielmehr die internationalen Konzerne die Geschicke der Welt im beschriebenen Maße beeinflussen.
Fazit: Spannende Science Fiction, gerne auch als Vorläufer des Cyber-Punk Genres betitelt, mit erschreckend genauem Bezug zu unserer Gegenwart – 40 Jahre im Voraus.