„Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen“ ist kurz gesagt: Arbeite nicht für Geld, sondern lass dein Geld für dich arbeiten. Doch der Reihe nach:
Robert T. Kiyosaki ist in Hawaii aufgewachsen und hat die übliche Schulbildung genossen. Sein Vater ist hochgebildeter Lehrer mit akademischen Graden. Daneben hat er einen Mentor, den er konsequent seinen „reichen Vater“ nennt. Es ist der Vater seines besten Freundes. Beide Jungs erwecken den Eindruck, aus armen Verhältnissen zu kommen, denn im Gegensatz zu den Familien der Mitschüler fahren ihre Eltern keine Luxusautos und wohnen bescheiden.
Robert stellt fest, dass sein Mentor überaus wohlhabend ist, dies aber nicht zur Schau stellt. Er erklärt den beiden Schülern anschaulich, wie man erfolgreich zu Geld kommt und sich aus den Erträgen seiner Anlagen finanziert.
Der Rest des Buches dreht sich im Wesentlichen darum, die Vorzüge von passivem Einkommen zu erläutern und Wege aufzuzeigen, wie man die Grundlagen dafür schafft. Der „reiche Vater“ hat vorzeitig die Schule abgebrochen und ist ein typischer Selfmademan. Er investiert in Immobilien und Unternehmensbeteiligungen und hat schon bald den Status erreicht, dass er von den Erträgen seiner Anlagen leben kann.
Diese Lebensweise stellt Kiyosaki als einzig erstrebenswertes Ziel dar. Das hat zur Folge, dass er ziemlich verächtlich über seinen biologischen „armen“ Vater redet, der zeitlebens für das Familieneinkommen gearbeitet hat und doch keine Reichtümer aufbauen konnte. Die Lehren seines Mentors übernimmt der Autor ungeprüft, so dass er im Buch wiederholt erklärt, wie unnütz die Schulbildung sei, die nicht auf das echte Leben vorbereiten würde.
Wer auf der Suche nach Erfahrungsberichten und Anleitungen für den Aufbau eines passiven Einkommens ist, wird im Buch fündig. Die abfälligen Aussagen über Schule und Studium halte ich für gefährlich. Insgesamt fehlt der Veröffentlichung eine abwägende Auseinandersetzung mit dem Thema, der Autor setzt seine Thesen schlicht als alternativlos voraus. Andere Lebensziele erwähnt er kaum, allenfalls dienen sie als Negativbeispiele.
Es ist mir unbegreiflich, wie dieses Buch seit 20 Jahren auf den Bestsellerlisten der Finanzliteratur vertreten ist. Auf populäre Weise wird eine einzige Ausrichtung des persönlichen Wirtschaftens propagiert, ein Diskurs findet nicht statt. Andersdenkende diffamiert der Autor. Werte und Überzeugungen außerhalb des Strebens nach Geld sucht der Leser vergebens.
Fazit
Das Buch „Rich Dad – Poor Dad“ von Robert T. Kiyosaki ist eine Einführung in das Thema „passives Einkommen“. Streben nach Reichtum setzt er voraus, daher sind Menschen mit anderen Idealen in seinen Augen Verlierer. Insgesamt ist der Inhalt unausgewogen. Nur wer sich voll mit den Zielen des Autors identifiziert, kann aus der Lektüre Gewinn ziehen.