In der Verlagsbranche findet ein grundlegender Wandel statt. Neue Dienste ermöglichen die Veröffentlichung von Büchern in kleinsten Auflagen. Sie kümmern sich auch um den Vertrieb und teilen eine ISBN-Nummer zu. Dadurch können Autoren ohne den „Umweg“ über klassische Verlage ihre Werke an den Kunden bringen.
Leider hat diese Entwicklung zur Folge, dass Bücher mit inhaltlichen oder formalen Mängeln den Markt überschwemmen. Ein Taschenbuch für 9 Euro, ein E-Book für 3 Euro, da kann ich schon mal einen Blindkauf wagen. Gelegentlich bin ich vom Ergebnis dann enttäuscht. Doch nicht nur für Selbstverleger lohnt sich eine gründliche Überarbeitung ihrer Texte vor der Herausgabe.
Inhalt
Das Buch von Sylvia Englert trägt den Titel „So lektorieren Sie Ihre Texte – Verbessern durch Überarbeiten“. Sie erklärt, auf welchem Weg Autoren höhere Qualität erreichen. In drei Schritten kann ein Autor seinen Text überprüfen, überarbeiten und verbessern.
Um das zu erreichen, benötigt er zuerst etwas Abstand: Mehrere Wochen dürfen es sein, wenn die Zeit nicht drängt. Dann geht er mit gezielten Fragen durch ausgewählte Aspekte seines Werkes. Für verschiedene Textarten beschreibt Englert die Kriterien, nach denen man den Inhalt prüft. In Romanen und Erzählungen ist das Ziel, dass der Leser die Geschichte plastisch vor Augen hat und die Entwicklung nachvollziehen kann. Bei Sachtexten geht es dagegen um eine verständliche Darstellung des Themas. Dazu kann es notwendig sein, die Reihenfolge von Abschnitten zu verändern, ganze Segmente zu streichen oder umfangreicher auszuformulieren.
Sind die inhaltlichen Mängel ausgeglichen, geht es im zweiten Schritt an Form und Stil. Hier feilt der Autor an Formulierungen, damit seine Absicht beim Konsumenten ankommt. Sind Textabschnitte schwer lesbar, muss er sie glätten. Ein Leser soll sich wohlfühlen, den Text als Einheit wahrnehmen, vor allem nicht das Buch gelangweilt beiseitelegen. Auch die Rechtschreibung, Grammatik und die Gestaltung des Druckbildes gehören in diesen Abschnitt. Dies ist für Selbstverleger besonders wichtig.
Zuletzt empfiehlt die Autorin, in jedem Fall die Stellungnahme von anderen Personen einzuholen. Mindestens zwei Helfer lesen den Text im ganzen und kritisieren ihn, bevor er freigegeben wird. Dazu markieren sie neben formalen Fehlern auch Unklarheiten im Aufbau, der Logik oder der Erzählung. Alle Anmerkungen sind Aufgaben. Nur mit guter Begründung sollte der Autor eine Bemerkung ignorieren.
Doch wenn … mehrere Testleser die gleiche Kritik äußern, dann sollten Sie die entsprechende Passage ändern.
Sylvia Englert, S. 137
Für jeden Abschnitt gibt sie dem Autor oder seinen Helfern eine Checkliste an die Hand. Durch diese fällt es leichter, den Überblick über den Korrekturfortschritt zu behalten.
Zielgruppe
Auch wenn etablierte Verlage ein internes Lektorat einsetzen, lohnt es sich, das eigene Werk vor der Veröffentlichung kritisch zu prüfen. Ein ausgefeiltes Ergebnis hilft auch bei der Suche nach einem Verleger.
Wer seine Publikation nicht bei einem Verlag unterbringen kann und selbst verlegen will, sollte sich die Tipps aus diesem Taschenbuch dringend zu Herzen nehmen.
Letztlich empfiehlt die Autorin immer, die Hilfe von Anderen in Anspruch zu nehmen. Das gilt in jedem Fall für das Probelesen. Publiziert ein Autor im Selbstverlag, lohnt sich auch eine professionelle Überarbeitung durch freie Lektoren.
Bewertung
In letzter Zeit habe ich mehrere Einführungen über das Self-Publishing Business gelesen. Jeder Ratgeber empfiehlt das Überarbeiten der Manuskripte. Doch selbst Autoren, die über die Publikation von Büchern schreiben, nehmen ihre eigenen Empfehlungen nicht ernst. Formale Mängel lassen einen Beitrag lieblos erscheinen, auch wenn der Inhalt hochwertig ist.
Nicht so in diesem Buch. Die Autorin blickt auf eine lange Erfahrung im Verfassen und Überarbeiten von Texten zurück. Sie wendet sich liebevoll dem Trend des Selbstverlages zu, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Mir gefällt es, dass sie nicht versucht, die Entwicklung aufzuhalten. Sie gibt das Beste, was die aktuelle Situation im Literaturmarkt gebrauchen kann: wertvolle Tipps von „alten Hasen“. Sie nimmt den gewählten Weg von Schreibern ernst und bietet seriöse Unterstützung. Und ganz ehrlich: Der Tipp, im Zweifelsfall einen professionellen Lektor oder wenigstens Korrektor einzuschalten, kann so manches Buchprojekt retten. Denn inhaltlich haben viele Autoren jenseits des Mainstream tatsächlich etwas zu sagen. Sie tun gut daran, die angebotene Hilfe anzunehmen.
Fazit
Im Taschenbuch „So lektorieren Sie Ihre Texte“ von Sylvia Englert erhalten Autoren wertvolle Tipps für die Überarbeitung ihrer Werke. Gekonnt gibt sie ihre Erfahrung als Journalistin, Autorin und Lektorin weiter. Insbesondere Veröffentlichungen im Selbstverlag oder bei Print-on-demand Diensten profitieren vom Praxiswissen aus dem Buch. Nach der Lektüre wird klar, dass das Schreiben nur ein erster Schritt auf dem Weg zur Herausgabe eines Werkes ist. Ich empfehle das Buch für jeden Autor und vergebe die volle Punktzahl.