CD-Cover Katie Melua - In Winter

Wer möchte nicht zu Weihnachten etwas anderes als nur „Jingle Bells“ hören? In jedem Jahr lege ich mir in der Adventszeit eine neue CD zu, die mich über die Feiertage begleitet. Manche CDs bleiben für mehrere Jahre, andere landen schnell im Schrank und verstauben, wenige aber erfreuen mich für eine Ewigkeit.

Welche Kategorie auf die jeweilige CD zutrifft, entscheidet sich meist erst nach Jahren. Evergreens wie Mahalia Jacksons „Silent Night“, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach unter der Leitung von Karl Richter oder die „Acapella Christmas“ von GLAD gehören inzwischen bei mir zum Festtagsinventar. Da wird es schwierig, etwas neues, nie Dagewesenes zu finden.

In 2017 bin ich beim Album „In Winter“ von Katie Melua gelandet. Die sanfte Stimme der Künstlerin, von der ich bereits einige Aufnahmen besitze, passt irgendwie zu Weihnachten. Doch kann sie das genauso umsetzen? Gespannt genieße ich die ersten Klänge der CD.

Katie Melua stammt aus Georgien – und dorthin ist sie für diese Veröffentlichung zurückgekehrt. Sie hat den Frauenchor von Gori gehört und ist über die Intensität der Sängerinnen begeistert. Gemeinsam nehmen sie das Album auf.

Die Künstlerin hat ihren Lebensmittelpunkt in Großbritannien, und veröffentlicht ihre Musik bisher hauptsächlich in Englisch. Doch diese Aufnahme weicht davon ab: Vier der zehn Musikstücke sind in verschiedenen Sprachen dargeboten. Manche Titel sind über 100 Jahre alt, andere stammen aus der Feder von Melua. Gleich zu Beginn wurde ich überrascht von einem Song in ukrainischer Sprache, dessen Melodie später berühmt wurde durch das englische Weihnachtslied „Carol of the bells“. Daneben findet sich auch ein rumänisches Weihnachtslied und ein Stück in georgischer Sprache. Ein klassischer Chor aus Sergej Rachmaninows „Nachtwache“ aus dem Jahr 1917 wird in Russisch dargeboten.

Den Abschluss der CD bildet das berühmteste englische Weihnachtslied „Oh holy night“, mit dem die Künstlerin den Bogen zwischen alter und neuer Heimat beschließt. Das Album unterscheidet sich deutlich von vorangegangen Aufnahmen der Musikerin, bei mir hat es einen positiven Eindruck hinterlassen.

Fazit: Ein Weihnachtsalbum, das vom üblichen Schema abweicht und nicht nur den Zuhörer überrascht, sondern auch die Künstlerin aus ihrer kreativen Krise herausgeholt hat. Katie Melua gelingt gemeinsam mit dem Frauenchor von Gori ein Gesamtkunstwerk, in dem Jahrhunderte und Sprachbarrieren überbrückt werden – ganz im Sinne der wahren Weihnacht. Wer die vorherigen Alben von Katie Melua mochte oder ein Fan von Weihnachtsmusik ist, sollte die Aufnahme unbedingt probehören und selbst beurteilen, ob er die Stimmung dieser ungewöhnlichen Aufnahme teilt. Für mich verdient das Album die Bestnote.


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