… oder wie man sich den Traum vom Verlagsmitarbeiter abschminken sollte. Der Titel ist ein kostenloses E-Book über Karrieren im Verlagswesen, herausgegeben von den Betreibern des Blogs „alles fließt“. Das E-Book ist in den Formaten mobi und epub für alle gängigen E-Book Reader erhältlich.
Inhalt
Absolventen von Studiengängen, die direkt der Buchbranche oder dem Verlagswesen zugeordnet sind, stellen bald fest, dass sie ohne kostenlose Praktika und Volontariate kaum eine Chance auf eine Festanstellung haben. Oft über mehrere Jahre nach Berufsabschluss bleiben sie für geringsten Lohn beschäftigt.
Erst die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns hat diese Situation ein wenig verbessert. Die Herausgeber des E-Books sehen das Fehlverhalten nicht nur auf der Seite der Arbeitgeber, sondern auch bei den Angestellten, die eine solche Tortur über sich ergehen lassen.
Da eine Rebellion vermutlich aussichtslos ist, bleibt den Betroffenen entweder das Durchhalten, oder sie wenden sich aktiv von der selbst gewählten Branche ab. Dabei sind viele dieser Fachleute durch ihre absolute Liebe zum Medium Buch in den Beruf gekommen. Aus Sicht der Autoren scheint der Ausstieg die bessere Alternative zu sein.
Abgerundet wird das Buch durch Erfahrungsberichte einiger Betroffener. Alle abgedruckten Beiträge entstammen dem Blog der Herausgeber. Insgesamt wirkt der Text rund, obwohl es sich teilweise um eine Ansammlung von einzelnen Artikeln aus einem längeren Zeitraum handelt. Der rote Faden ist erkennbar, der Aufbau des Inhalts logisch.
Bewertung
Die beiden Herausgeber betreiben einen Blog „über die Buch- und Medienbranchen und alles was dazu gehört (oder auch nicht).“ Das macht es mir begreiflich, warum die Veröffentlichung durchaus einseitig erscheint. In meinen Augen entspricht der Text eher einem Pamphlet oder Manifest als einer sachlichen Erörterung. Das ist prinzipiell in Ordnung, aber dem Leser muss klar sein, dass zu einem Gesamtbild auch die Sicht der Gegenseite gehört.
Es ist legitim, eine angemessene Bezahlung für die hochwertige Arbeit von Redakteuren, Lektoren und weiteren Verlagsmitarbeitern zu fordern. Dem kann ich mich anschließen. Auf der anderen Seite würde mich interessieren, warum das gegenwärtig so ist. Handelt es sich um ein gewachsenes System, das zu selten hinterfragt wird? Oder gibt es zwingende Sachgründe für die beschriebene Entwicklung? Wenn die Neuerscheinung eines gebundenen Buches heute mehr als 20 Euro kostet, wie wird dieser Betrag unter der Wertschöpfungskette aufgeteilt? Bietet das nicht Raum für eine ordentliche Entlohnung der Wissensarbeiter?
Meine Vermutung ist, dass die Verlagsbranche einer ähnlich grundlegenden (disruptiven) Veränderung bedarf, wie sie im Handel bereits vollzogen wurde. Das wird einigen alteingesessenen Unternehmen das Genick brechen, aber vielleicht kann dadurch die Zukunft für das Medium Buch gerettet werden.
Persönlich
Ja, ich liebe Bücher. Und in meinem privaten Umfeld gibt es viele Leute, die ähnlich denken. Auch im digitalen Zeitalter lerne ich am liebsten aus Fachbüchern, selbst wenn Newsletter, Online-Schulungen oder Linksammlungen oft aktueller sind. Auch zum Entspannen und Genießen greife ich gerne auf gedruckte Bücher aus echtem Papier zurück. Das gibt mir ein ganzheitliches Leseerlebnis. Dafür bin ich bereit, einen gewissen Betrag auszugeben. Ich wünsche mir, dass ich damit nicht allein bleibe.
Auch ich habe zwischenzeitlich mit verschiedenen Tätigkeiten innerhalb der Buchbranche geliebäugelt, aber so viel Idealismus kann und will ich mir nicht leisten. Daher bleibe ich vorerst Konsument.
Fazit
Das E-Book „Wege durch die Buchbranche“, herausgegeben von Hannah Hartberger und Dennis Schmolk, ist eine wohlgeordnete Zusammenstellung von Ideen und Artikeln aus ihrem Blog „alles fließt“. Es eröffnet einen kritischen Blick auf berufliche Aussichten innerhalb der Buchbranche. Für eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema fehlt leider die Ansicht der Verlegerseite.