Nenne zehn Dinge, die du dir wünschst. Nenne zehn Dinge, für die du dankbar bist. Was fällt dir leichter? Keine Sorge, wenn dir zuerst deine Wünsche einfallen, dann bist du nicht allein. Alfred Stielau-Pallas will ermutigen, die Prioritäten neu zu ordnen und das Danken täglich neu einzuüben.
Das Dankbarkeits-Tagebuch ist zunächst einmal tatsächlich das, was der Titel verheißt: Ein Tagebuch. Ein Buch zum selbst schreiben. Nach einer Einführung findet man dort Platz für eigene Eintragungen für 12 volle Wochen. Von Montag bis Freitag trägt man auf jeweils einer halben Seite ein, wofür man dankbar sein will und wofür man dankbar ist. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es jeweils einen Spruch zur Motivation. Wofür man dankbar sein will, das sind meine Wünsche. Der Autor empfiehlt, die Wünsche so zu formulieren, als ob sie schon erfüllt seien, also in Form eines Dankes. Für das Wochenende gibt es eine Doppelseite, auf der man einen Rückblick auf die vergangene und einen Ausblick auf die kommende Woche aufschreiben kann.
Anfangs fiel es mir schwer, den Platz zu füllen. Es hat mich traurig gemacht, dass ich für so wenige Tatsachen in meinem Leben wirklich dankbar bin. Das Empfinden von Glück ist leider rein subjektiv, denn sonst müssten wir den ganzen Tag jubelnd durch die Gegend laufen und uns freuen, dass wir keine tödliche Krankheit und keinen Krieg haben, dass wir Nahrung, Kleidung, Wohnung und vor allem Freunde haben. Stattdessen wünschen wir uns ein neues Auto, einen Lottogewinn oder ein Leben ohne Stress.
Nun gut, ich habe Anfang des Jahres die Herausforderung angenommen, konsequent jeden Tag den Platz in diesem Buch auszufüllen. Es fällt jeden Tag ein wenig leichter. Es ist schön, wenn ich noch einmal auf die ersten Einträge zurückblicke und feststellen kann, dass so mancher Wunsch bereits in Erfüllung gegangen ist. Jeden Tag entdecke ich wieder neu, wie abgestumpft ich bereits bin für all das Gute, was wir in unserer Gesellschaft jeden Tag wie selbstverständlich zur Verfügung haben. Und ich erkenne, dass es oft gerade die scheinbar kleinen Dinge sind, die mir den Tag versüßen. Ein Treffen mit einem guten Freund, eine Stunde Zeit zum Lesen oder das innige Lauschen auf eine komplette CD am Stück, all das füllt mich am Ende des Tages viel mehr mit Dank als irgendetwas, was man mit Geld kaufen könnte.
“Eigentlich” ist dieses Buch nahezu wertlos, denn es hat sehr wenig Inhalt, ich muss es selbst schreiben, anfangs sieht es aus als könne es keine Quelle der Inspiration sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. Als Christ hätte ich mir gewünscht, dass die täglichen Inspirationen hin und wieder meinen Glauben wiederspiegeln, aber vielleicht ist es gut, dass der Autor seine Ratschläge allgemeingültig und frei von Religion gehalten hat. Die Sprüche sollen ja auch nur einen Anstoß zur Meditation geben, das konnten sie bei mir gelegentlich bewirken.
Es geht weiter. Alfred Stielau-Pallas hätte natürlich gern, dass ich weiterhin vier vorgedruckte Bücher pro Jahr bei ihm kaufe und sie mit meinem Dank ausfülle. Ich habe mich entschlossen, stattdessen eine Kladde zu verwenden, ein leeres Notizbuch ohne Vordrucke. Die Gliederung ist mir in den vergangenen Wochen in Fleisch und Blut übergegangen, meine Inspiration hole ich mir zukünftig aus anderen Quellen. Um eine tiefere Verflechtung mit meinem christlichen Glauben zu erreichen, werde ich die Eintragungen zunehmend in der Form eines Gebetes formulieren, mit meinem Dank spreche ich dann direkt Gott an. Auch die Menschen, denen ich Gutes in meinem Leben zu verdanken habe, möchte ich immer mehr direkt ansprechen und ihnen danken. Dieser Aspekt kommt mir in der Anleitung zu diesem Buch leider etwas zu kurz.
Fazit
Ein Tagebuch zum selbst Ausfüllen. Wenn man nicht nur konsumieren möchte, sondern aktiv wird und die zwölf Wochen durchhält, erfährt man einiges über sich selbst. Auch ohne Inhalt kann das Buch den Blick für das Gute im Leben öffnen. Eine gute Anleitung für eine durch und durch positive Lebenseinstellung. Nach drei Monaten denke ich, dass die Ratschläge zu sehr nach innen gerichtet sind und die Wohltäter in meinem Leben vernachlässigt. Insgesamt eine gute Inspiration.