Horst Lichter hat seine neue Biographie veröffentlicht, über das zweite Drittel seines Lebens. Was dieser Mensch in seinem Leben schon erlebt hat, das reicht für drei Leben.
Aus gegebenem Anlass kann ich den Titel leider nur noch verkürzt wiedergeben: Seit Tagen fluten Kommentar-Bots diesen Artikel mit Werbung für Webseiten mit nicht jugendfreiem Inhalt. Die werden zwar nicht veröffentlicht, aber lästig ist es trotzdem. Auf der Abbildung ist der Titel zu sehen. Ich bitte um Verständnis. Joe.
Wieder einmal gibt es einschneidende Erlebnisse im Leben von Horst Lichter, der vor allem als Fernseh-Koch berühmt geworden ist. Wieder ist es die Begegnung mit dem Tod, die ihn erneut umdenken lässt. Diesmal ist es der Tod seiner Mutter, die 2014 verstorben ist. Als er mit 28 Jahren zum zweiten Mal beinahe selbst gestorben war, hat er sein altes Leben an den Nagel gehängt und noch einmal ganz neu angefangen. Darüber berichtet er ausführlich in seiner ersten Biographie “Und plötzlich guckst du bis zum lieben Gott“, die ich kürzlich beschrieben habe.
Nun ist er also zum dritten Mal verheiratet, erfolgreicher TV-Koch, Entertainer und Restaurantbesitzer, als er durch den Tod seiner Mutter erneut die Richtung ändert. Er gibt das Restaurant auf, zieht mit seiner Frau in den Schwarzwald, und setzt sich in seinem Leben wieder einmal neue Ziele.
Es ist spannend zu lesen, wie er mit zunehmenden Alter die Erlebnisse seines Lebens mit mehr Distanz sieht, wie er nichts wirklich bereut. Aber er erkennt, dass jedes Ding seine Zeit hat und dass für manche Inhalte seines Lebens die Zeitspanne abgelaufen ist. So hat er zum Beispiel seine Kochshow “Lafer, Lichter, Lecker” kürzlich beendet.
Die beiden wichtigsten Erkenntnisse seiner Reise in die Verangenheit war, dass er erstens mehr Zeit für sich und seine Familie haben möchte und zweitens weniger Zeit mit “Arschlöchern” verbringen will. Er beschreibt, dass der Tod seiner Mutter ihm klar gemacht hat, dass er möglicherweise der nächste ist, und dass er die verbleibende Zeit positiv füllen möchte. So hat er sich vorgenommen, sich Zeit für die Menschen zu nehmen, mit denen er zu tun hat. Er will ihre Geschichte hören, mit ihnen die Emotionen teilen und für sie da sein. Er will sich selber ändern und auf Dinge verzichten, mit denen er anderen als ein Arschloch begegnen würde. Und natürlich will er keine Zeit mehr mit den Leuten vergeuden, die ihn nicht ebenso behandeln.
Dieses Buch hat auch mich noch einmal herausgefordert, meine Werte zu überdenken, meine Prioritäten neu zu ordnen und mich nicht in eine Rolle pressen zu lassen, die mir nicht passt. Danke, Horst Lichter, dass du auch mir den Spiegel vorgehalten hast, auch wenn wir uns gar nicht kennen.
Fazit: Eine kurzweilige (Auto-)Biographie eines kurzweiligen Menschen. Man spürt die echte Lebensfreude, die Emotionen und die Zerrissenheit, ebenso wie die Sehnsucht nach einer weiteren Veränderung in seinem Leben. Das Buch ist leicht zu lesen, aber nicht oberflächlich. Es ist sicher keine hohe Literatur, aber auch nicht einfach ein weiteres unnötiges Buch. Sprachlich so flapsig, wie Horst Lichter nun einmal ist, aber doch mit inhaltlichem Tiefgang. Ich finde es gut.
Titel | Keine Zeit für A…! … hör auf dein Herz |
Autor | Horst Lichter Till Hoheneder |
Erschienen | 2016 bei Gräfe und Unzer Verlag, München |
Auflage | 5. Auflage 2016 |
Format | gebunden, 176 Seiten |
ISBN | 978-3-8338-5763-8 |