Zwei Hacker planen sich Zugang zum System einer schweizer Großbank zu verschaffen und mit Eingriffen in den Geldverkehr den geplanten Weltwirtschaftsgipfel zu verhindern. Doch dann gerät alles aus dem Ruder, einer der beiden wacht tags darauf im Krankenhaus wieder auf und kann sich an die vergangenen 24 Stunden nicht mehr erinnern.
“Absolut” lautet der Originaltitel des schweizer Psychothrillers von 2004, der auf DVD unter dem Titel “Lücke im System” erschienen ist. Auf dem Cover und zu Beginn des Films wird darauf hingewiesen, dass er auf einer wahren Begebenheit beruht, das jedoch hat man schnell wieder vergessen, denn die abgedrehte Story hätte sich ein Hollywood Drehbuchautor kaum besser ausdenken können. Der Schweizer Regisseur Romed Wyder beweist, dass man auch mit kleinem Budget eine hochwertige und spannende Story auf die Leinwand bringen kann.
Alex, einer der beiden Aktivisten, erwacht aus seinem Koma am Tag nach dem Datum, zu dem der Virus in die Bankencomputer eingeschleust werden sollte. Er erfährt, dass er von einem Auto angefahren wurde. Leider hat er keine Ahnung, ob die Aktion, die er mit seinem Freund Fred geplant hatte, erfolgreich war. Er lässt sich von einer überaus engagierten Ärztin zu einer noch nicht zugelassenen Therapie überreden, die ihm helfen soll, seine Erinnerungen wiederzufinden.
In der Bank, die das Ziel des Angriffs war, hat er seit 2 Jahren als Putzmann gearbeitet und muss nun von seinem Chef beim Krankenbesuch erfahren, dass er entlassen wurde, weil er das Sicherheitsprotokoll verletzt habe. Ebenfalls vergessen hat er, dass seine Freundin sich am Abend vor dem Vorfall von ihm getrennt hat, so dass seine Amnesie auch private Verwirrungen nach sich zieht.
Durch die Therapiesitzungen mit einem Gerät, das die Gehirnwellen beeinflusst und aufzeichnet, durchlebt er zunehmend größere Stücke der vergessenen Zeit, kann aber nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden und die Erinnerungen vermischen sich mit der Gegenwart. Durch Zufall entdeckt er, dass die Therapiemethode andere Ergebnisse liefert, als die Ärzte ihm versprochen haben und vermutet dahinter eine Verschwörung. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Im Epilog tritt die echte Freundin des dargestellten Helden auf – ihre Person ist unkenntlich gemacht – und bestätigt, dass die im Film gezeigte Version der Geschichte eine mögliche Version der Wahrheit sein könnte, denn alle zusammengetragenen Fakten sind verarbeitet, die Lücken wurden mit Vermutungen gefüllt. Dies gibt dem Thema noch einmal eine besondere Brisanz und zeigt die politische und wirtschaftliche Dimension der Geschichte, die sich tatsächlich im Umfeld des Weltwirtschaftsgipfels von Davos im Jahr 2001 zugetragen haben soll.
Fazit: Ein bemerkenswerter Film, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion ebenso verschwimmen wie die grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit beim Hauptdarsteller. Absolut sehenswerte Low Budget-Produktion, die beweist, dass man auch jenseits teurer Special Effects spannendes Kino machen kann.
Medium | DVD |
Dauer | 91 Minuten |
Format | 16:9 |
Sprachen | Deutsch, Französisch |
Altersfreigabe | ab 12 |
Veröffentlicht | 2004 |
Regie | Romed Wyder |
Schauspieler | Vincent Bonillo, Iréne Godel, François Nadin, Delphine Lanza |
Diese Filmbeschreibung ist Teil meiner Reihe über sogenannte Hacker-Filme, das sind Filme, in denen Computereinbruch und kreative Techniknutzung eine gewisse Rolle spielen oder sogar zum Hauptthema erhoben werden. Ich beschäftige mich mit der Darstellung dieser digitalen Subkultur aus privatem und beruflichem Interesse. Häufig sind die technischen Details haarsträubend unrealistisch und durch Effekte dargestellt, die allein der Dramaturgie dienen, nicht dem Verständnis der Technik. Die Sammlung “Hacker-Filme” wird am Ende über 40 Einträge umfassen.